Schlagwörter
Emanzipation, Helpling, Machismus, Migrationshintergrund, putzen, Reinigungskraft, Reinigungskräfte, Türken, türkisch
Dieses Plakat finde ich ärgerlich:

Warum schreibt man „der Klügere“, zeigt aber eine Frau? Das wäre doch eine gute Gelegenheit gewesen, mal einen Mann mit Putzlappen zu zeigen – im Reinigungsgewerbe sind Männer ja übrigens keine Seltenheit.
Dieses Plakat finde ich allerdings noch ärgerlicher:

Man sieht zwar jetzt einen Mann, aber der dazugehörige Spruch suggeriert: Der putzende Mann kommt als Sieger. Er fegt hinweg, was ihm nicht in den Kram paßt. Er ist ein Held. Während die Frau oben nur vermeintlich die Klügere, in Wirklichkeit aber das Dummchen ist. Der Mann („jetzt komme ich!“) will putzen, die Frau („ich gebe nach“) muß putzen. Emanzipation geht anders.
Die machistische Botschaft läßt sich auch nicht dadurch rechtfertigen, daß die Firma mit dem 2. Plakat gezielt junge Männer mit Migrationshintergrund anspricht.
Hm. Also diese Interpretation finde ich arg gewollt und konstruiert. Du beschwerst Dich, dass eine Frau gezeigt wird, obwohl Du auch ein Plakat mit einem Mann in petto hast? Und inwiefern spricht das Menschen mit Migrationshintergrund an?
Das Sprichwort heißt „Der Klügere gibt nach“ und ist so etabliert. Verständlich, dass die Werbeagentur da nur so wenig wie möglich ändern will, damit es leicht erkennbar bleibt. „Die Klügere gibt nach“ würde man auch noch erkennen, aber „Der Klügere“ ist, soweit sich aus dem Kontext nichts anderes ergibt, generisch und so kann der Klügere durchaus eine Frau sein.
Der Spruch von Abb. 2 suggeriert auch nicht, dass der Mann als Sieger kommt, sondern er kommt als Sauger. Saugen, auf engl.: to suck – also ein Sieger ist er gerade nicht – der Teil des Spruches ist ja ersetzt worden.
Auch im Vergleich Staubsaugen/Putzen sehe ich keine Bevorzugung oder Benachteiligung.
– „Du beschwerst Dich, dass eine Frau gezeigt wird, obwohl Du auch ein Plakat mit einem Mann in petto hast?“
Dazu muß ich sagen, daß ich das Plakat mit der Frau schon vor einer Woche gesehen und photographiert habe (Alt-Moabit / Ecke Invalidenstraße). Ich wollte ohnehin etwas dazu schreiben, und dann habe ich ein paar Tage später das Plakat mit dem Mann gesehen (S-Bahnhof Tiergarten). Das mußte ich ja zusammenbringen, und es hat m. E. an Bedeutsamkeit eher gewonnen als verloren (s.u.).
– „Und inwiefern spricht das Menschen mit Migrationshintergrund an?“
Vielleicht sollte ich klarstellen, daß ich nicht von einem rheinischen oder holländischen oder schwedischen Migrationshintergrund spreche.
– „Das Sprichwort heißt “Der Klügere gibt nach” und ist so etabliert. Verständlich, dass die Werbeagentur da nur so wenig wie möglich ändern will, damit es leicht erkennbar bleibt.“
Richtig. Und aus eben diesem Grund kommt der Mann auf dem 2. Bild nicht nur als Sauger, sondern auch als Sieger daher: weil man auch dieses Sprichwort sofort assoziiert.
– „Also diese Interpretation finde ich arg gewollt und konstruiert.“
Dann mach mal die Gegenprobe und stelle Dir auf dem 1. Plakat („Der Klügere wischt nach“) einen südosteuropäisch aussehenden Mann vor, auf dem 2. („Sie kam, sah und saugte“) eine blonde Frau. Die Botschaft wäre nicht dieselbe.
Unabhängig davon, dass ich da keinen südosteuropäisch aussehenden Mann sehe, falls das damit behauptet werden soll, würde ich sagen: Doch, die Botschaft wäre die gleiche.
Wenn man normale Menschen, wie man sie auch auf der Straße sieht, darstellen will, dann gibt es keine ohne Geschlecht, und den meisten sieht man ihr Geschlecht an. Aber dass man die Figuren hier nicht hätte tauschen können, bzw. die Geräte und Sprüche hätte tauschen können, ohne die Botschaft zu ändern, bestreite ich.
Wer wirklich als Klug gilt, von dem erwartet man mehr, als dass er einen Putzjob erreicht, und wer als Raumpfleger arbeitet, den würde man auch nicht spontan als Sieger bezeichnen.
Beide Male soll die Tätigkeit aufgewertet werden mit einer jungen, netten Figur die den Job macht. Die Hybris der Aussage soll aber nicht spöttisch wirken, sondern als wohlwollend, weil man die Notwendigkeit der Aufgabe auch akzeptiert und wichtig nimmt. Jedenfalls stellt sich der Beworbene so vor, dass er das sehr wichtig nimmt.