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Berlin, Café Morgenrot, Fragebogen, Freud, Freud-Museum, Garth Greenwell, gender, Geschlecht, LGBT, London, queer, Toilette, Trans
Vor drei Wochen hat Garth Greenwell, der das wunderbare Buch What Belongs to You geschrieben hat, bei Channel 4 News in einem Interview über LGBT-Rechte gesprochen und zu bedenken gegeben, daß der Kampf trotz mancher Errungenschaften (z. Bsp. der Ehe für alle) längst nicht gewonnen ist.
Daran mußte ich denken, als ich kurz danach in Berlin im Café Morgenrot zur Toilette ging und zwischen diesen Türen wählen konnte:
Kurz darauf habe ich in London nach einem Museumsbesuch einen Fragebogen ausgefüllt und zunächst gestutzt, als auf die Frage nach dem Geschlecht eine zweite Frage folgte:
Es ist sicher kein Zufall, daß das der Fragebogen im Freud-Museum war (das ich jedermann aufs beste empfehlen kann).
Na ja, es gibt auch geschlechtslose Wesen, die ähnlich den Agnostikern zwischen allen Stühlen stehen.
Ja, das ist nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Es fehlen mindestens Bi- und Querfrauen sowie Gender-Non-Binary, aber so schnell kann man ja nicht schreiben, wie neue Kategorien dazukommen.
Etwas befremdlich, dass Lesben erwähnt werden, was ja Frauen sind, die Frauen lieben, also ziemlich sicher Frauen, die sich mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, ganz wie viele heterosexuelle Frauen, die womöglich nicht willkommen sind. Was hat deren sexuelle Präferenz auf der Toilette zu suchen?
Was hat auch Trans* zu bedeuten? Transfrauen und Transmänner, Transsexuelle und Transgender? Ein Kategorienwirrwarr.
Na, vielleicht dürfen Bisexuelle ja nur auf das Männerklo – oder war das symmetrisch?
Du hast recht – die Lesben sind hier vollkommen fehl am Platz! Nicht auf der Toilette, aber auf dem Schild. Bisexuelle Frauen dürfen natürlich auf das Frauen-, äh, auf das „Inter*, Trans*, Lesben, Frauen, Willkommen“-Klo. Übrigens finde ich es nicht schön, daß die Lesben bzw. die Frauen kein Blümchen bekommen haben …
Es war auch nicht symmetrisch; es gab keine dritte Tür, auf der etwa „Inter – Trans – Schwule – Männer“ gestanden hätte. Das heißt, als Frau hat man die Wahl, als nicht-Inter- und nicht-Trans-Mann nicht. Eigentlich unfair; als Mann würde ich mich beschweren.
Wahrscheinlich muß man die Schilder als eine Bekundung guten Willens und als ersten Schritt in eine richtige Richtung lesen, besonders wenn man sie mit der Berliner Gaststättenverordnung vergleicht, die in § 4 Abs. 2 nur Damen und Herren kennt. Interessanterweise werden beide in Abs. 3 in einfache Anführungszeichen gesetzt: „Toilettenanlagen für ‚Damen‘ und ‚Herren‘ müssen durch durchgehende Wände voneinander getrennt sein.“
http://gesetze.berlin.de/jportal/?quelle=jlink&query=GastV+BE&psml=bsbeprod.psml&max=true&aiz=true
Ist das ein (Selbst-)Zitat, sollen das ironische Anführungszeichen sein (wenn ja – wie sind sie gemeint?), oder hat – so meine Vermutung – einfach nur jemand schlecht lektoriert?
Ah, so.
Ich hatte es mir so zusammengereimt, dass das Willkommensschild für alle an einer Tür zum Vorraum hängt, und davon der *-Frauenraum abging.
Als Mann würde ich mich wahrscheinlich nicht beschweren, weil ich meist wichtigeres zu tun habe.
Zur Not würde ich auf das Klo für Internationalisten und Transpierierende gehen.
Eigentlich ist es ganz einfach: man braucht Stehklos und Sitzklos und dann kann jeder Mensch selbst aussuchen, worauf er gehen will.
Die Frauen können es sich leider nicht wirklich aussuchen …
Wir könnten natürlich die französischen Steh- bzw. Hockklos wieder einführen, aber meine eigenen Erfahrungen damit waren eher abschreckend.