Wir wollten Scrabble in englisch spielen, und wer Scrabble kennt, weiß, daß das mit dem deutschen Spiel nicht gut funktioniert, weil es sowohl bei der Häufigkeit der Buchstaben als auch bei deren Wert erhebliche Abweichungen gibt. Wer mehr dazu wissen möchte, kann sich bei Wikipedia schlau machen.
Weil wir ein Spielfeld besitzen und dieses für alle Sprachen identisch ist, war es am einfachsten und am günstigsten, nur die Buchstaben zu kaufen. Bei ebay bin ich fündig geworden. Unter dem Titel „100 pcs Wood Scrabble Tiles Letter Alphabet Scrabbles Number English Word Set Pop“ wurden die Buchstaben dort aus Schanghai für 2,68 GBP (rund 3 €) angeboten – bei kostenlosem Versand. Hier eines der Vorschaubilder:
Da kann man nichts falsch machen, dachte ich, und wenige Tage später war das Säckchen mit den Buchstaben schon da.
Voll Freude beginnen wir das Spiel, aber was soll ich sagen? Ich ziehe 3 x J und 3 x Q, aber keine Vokale. Beim vierten Mal ein O, beim siebten ein A, aber insgesamt wird es nicht besser; ich kann jedenfalls keine Wörter bilden. Als wir den schlimmen Verdacht nicht länger unterdrücken können und die Buchstaben schließlich ausbreiten, ergibt sich folgendes Bild:
Alle Buchstaben kommen ausnahmslos drei bis fünf Mal vor; Joker gibt es keine. Scrabble kann man so jedenfalls nicht spielen – weder deutsch noch englisch noch französisch.
Auf meine Beschwerde beim Anbieter bekomme ich die Antwort: „We check that the letters are randomly send (sic!) by our supplier and our manager is relisting the ad. We would like to refund you 1 GBP and hope this issue will not affect our relationship and please don’t leave us bad feedback, and is this OK for you?“
In der aktualisierten Anzeige steht jetzt:
„100x wooden letters (Letters are RANDOMLY send)“.
Eine Warnung, die dem Titel Hohn spricht. Aber immerhin eine Warnung.
Wenn die Vokale gegenüber den Konsonanten derart ins Hintertreffen geraten, ist zu bezweifeln, daß man mit den zugesandten Buchstaben überhaupt in irgendeiner Sprache scrabbeln kann. Mit English Scrabble hat die zufällige Verteilung der Buchstaben jedenfalls nichts zu tun.
Glücklich ist, wer einen Ofen hat, in dem er die hölzernen Täfelchen verbrennen kann.
Wie ärgerlich! Erinnert ein bisschen an die Probleme mit Letraset-Anreibschriften. Zuerst waren immer alle „e“ verbraucht, und oft habe ich einen neuen Bogen zukaufen müssen, um eine Textzeile zu vervollständigen.
Ein zweites Set kaufen, und dann remixen.
Die übrigen Buchstaben teuer einzeln verhökern, denn wem ein einzelnes E fehlt, der wird wohl drüber wegsehen, aber wem ein Q fehlt, der möchte wieder eins haben.
Wir haben ja das deutsche Set; da können wir mixen. Man muß halt nur immer nach der Punktzahl schauen, die von Sprache zu Sprache verschieden ist. Was das Verhökern betrifft, bin ich wenig optimistisch. Solange es 100 Steine für 3 Euro aus Schanghai gibt, werde ich kaum einzelne Buchstaben teuer verkaufen können.
Also der tschechischen Verteilung kommt die der zugesandten Buchstaben doch schon ziemlich nahe … Wenn man mal die Diakritika außer Acht lässt.
Ja, tschechisch müßte man können! Aber wegen der 3 € kann ich keine weitere Fremdsprache erlernen …