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Kategorien-Archiv: dummdeutsch

Bleiben Sie gesund!

21 Dienstag Apr 2020

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, Blick über die Grenze(n), dummdeutsch, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Logik, mißverständlich, Verblendung, was bleibt

≈ Ein Kommentar

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übergriffig, Corona, Coronavirus, gesund, Gesundheit, Krankheit, Virus

Paß auf Dich auf, sage ich manchmal zu Freunden, von denen ich weiß, daß Gesundheit für sie – aus welchen Gründen auch immer – nicht das höchste Gut ist. Allerdings traue ich mich nur, das zu wirklich guten Freunden zu sagen, die 1. wissen, daß mir ihre Gesundheit sozusagen als Bedingung der Möglichkeit unserer Freundschaft wichtig ist, und die 2. wissen, daß ich mich in die Details der angemahnten Selbstfürsorge nicht einmischen werde.

Seit ein paar Wochen nun höre und lese ich überall: „Bleiben Sie gesund!“ Und das nicht nur in Mails meines Arbeitgebers und meiner Krankenkasse (die ein berechtigtes Interesse an meiner Gesundheit haben), sondern auch im Radio, in Werbemails und in Videobotschaften, die vollkommen unpersönlich an ein anonymes Publikum adressiert sind und mit mir als Person gar nichts zu tun haben.

Wenn ich diesen Satz höre oder lese, zucke ich immer zusammen.

Zunächst geht es irgendwelchen Hinz oder Kunz überhaupt nichts an, ob ich gesund oder krank bin; das ist meine Privatsache. Ermunterungen bzw. Ermahnungen von Leuten, die ich nicht kenne und die mich nicht kennen, empfinde ich als in höchstem Maße unangebracht und übergriffig. (Vor ein paar Jahren habe ich mich darüber aufgeregt, daß die Deutsche Bahn ihren englischsprachigen Reisenden beim Verlassen des Zuges immer „Take care“ ans Herz legt – ich war ganz überrascht, zu sehen, daß das schon sieben Jahre her ist: https://textundsinn.wordpress.com/2013/04/06/passen-sie-auf-sich-auf/.)

Zweitens überlege ich: Was denken all diejenigen, die sich – auf welchem Weg auch immer – mit dem Coronavirus infiziert haben, wenn sie diese Botschaft hören? Sie müssen sich ausgeschlossen fühlen, denn sie sind ja nicht gesund, sondern krank, können also nicht gesund bleiben, sondern höchstens werden. Außerdem haben sie vielleicht andere Leute angesteckt und fühlen sich schuldig, daß diese jetzt krank sind.

Drittens: Es gibt nicht nur Corona. Was ist mit all den Herz-Kreislauf-Kranken, mit den Diabetikern, den Krebskranken, den HIV-Kranken, den Dementen, den psychisch Kranken, den Alkoholkranken, den Drogenkranken, etc. etc.? Wenn man bedenkt, wie viele Leute tatsächlich krank sind, ist der Satz „Bleiben Sie gesund“ einfach nur ein Hohn.

„Bleiben Sie gesund“ – das können nur Gesunde zu Gesunden sagen; hier bildet sich eine Art Elite der Gesunden gegen die Kranken, und das finde ich äußerst bedenklich.

 

Corona vs. Kultur

10 Dienstag Mrz 2020

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, dummdeutsch, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Logik, mißverständlich, was bleibt

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Berlin, Konzerthaus; Corona; Coronavirus; Klaus Lederer; RBB; Konzerte; Absagen, Kultur

„Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hat angesichts der rascheren Ausbreitung des Coronavirus in Berlin beschlossen, das Kulturleben drastisch einzuschränken. ,Wir haben entschieden, in den staatlichen Theater-, Opern- und Konzerthäusern die Veranstaltungen in den großen Sälen nicht mehr stattfinden zu lassen. Vorerst bis Ende der Osterferien. Das empfehlen wir auch den großen Privattheatern‘, sagte Lederer dem rbb.

Dies gelte ab Mittwoch, dem 11. März bis zum 19. April, also fünfeinhalb Wochen lang. Zu den landeseigenen Bühnen gehören der Friedrichstadtpalast, die Deutsche Oper Berlin, das Deutsche Theater, die Komische Oper, das Konzerthaus am Gendarmenmarkt, das Maxim-Gorki-Theater, das Staatsballet Berlin, die Staatsoper Unter den Linden, das Theater an der Parkaue und die Volksbühne.“

So ist es auf der RBB-Seite nachzulesen, und so ähnlich war es heute abend im Radio zu hören. Weil ich selbst bei einem Konzert im Konzerthaus mitsingen wollte, habe ich die Website des Konzerthauses besucht.

Dort stand unter dem Stichwort Service:

„Schön, dass Sie da sind!
Wegen der umfangreichen Berichterstattung zum Coronavirus erkundigen sich immer wieder Gäste, ob unsere Veranstaltungen auch tatsächlich stattfinden.
In der Frage, ob ein Konzert abgesagt wird oder nicht, handeln wir nach den Empfehlungen der behördlichen Stellen und des federführenden Robert Koch-Instituts, welche die Ansteckungsgefahr derzeit als mäßig eingestuft hat. In Berlin gibt es bis dato aber keine Empfehlungen für Konzertabsagen oder gar Schließungen. Sollte sich die Lage ändern, informieren wir umgehend hier auf unserer Website. Daher finden alle Konzerte wie geplant statt.“

Der letzte Satz ist da, wo er steht, unsinnig; es gibt im vorhergehenden Satz keine Begründung, auf die das „daher“ Bezug nehmen könnte, und tatsächlich werden zahlreiche Konzerte nun nicht stattfinden.

Korrekt wäre gewesen:

„In Berlin gibt es bis dato aber keine Empfehlungen für Konzertabsagen oder gar Schließungen. Daher werden alle Konzerte wahrscheinlich wie geplant stattfinden. Sollte sich die Lage ändern, informieren wir umgehend hier auf unserer Website.“

Inzwischen wurde die Seite aktualisiert. Jetzt steht dort:

„Aufgrund der aktuellen Situation und der Ausbreitung des Coronavirus sagt das Konzerthaus Berlin für den Zeitraum vom 11. März bis 19. April 2020 alle Konzerte im Großen Saal ab. Wir folgen damit der Entscheidung des Senators für Kultur und Europa, Dr. Klaus Lederer.“

Schade ist es auf jeden Fall.

 

Smart branding

11 Dienstag Dez 2018

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, dummdeutsch, Logik, mißverständlich, Verblendung, Werbung

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Abfall, Bio, Edeka, Gemüse, Gemüsenudeln, Kartoffeln, küchenfertig, Müll, Müllvermeidung, Obst, Plastik, Schale, Smart branding, Tütenmüll, Umwelt, Umweltexperte, Verpackung

Trüge man Scheuklappen, könnte man denken, Edeka meine es ernst mit der Müllvermeidung. Der Umweltexperte der Firma (ein Pandabär) empfiehlt:

„Die natürliche Schale schützt von allein! Verzichten Sie daher bei Ihrem Weihnachtseinkauf [warum nur dann?] auf unnötige Tüten und nehmen Sie Obst und Gemüse einfach lose mit. Vermeiden Sie Abfall und die Umwelt wird es Ihnen danken.“

tüten-müll vermeiden

Smart Branding soll bedeuten, daß Etiketten durch Lasergravur ersetzt werden; so kann man auch Bio-Obst und -Gemüse kennzeichnen, ohne es zu verpacken. 

Nun trägt man aber keine Scheuklappen und sieht die ganze Seite im Werbeprospekt. Und was sieht man? Kartoffeln, „küchenfertig geschält, geviertelt, in Scheiben oder als Sticks geschnitten“ und natürlich in Plastik verpackt

tüten-müll vermeiden 3

und Gemüsenudeln aus Süßkartoffeln, Möhren, Zucchini und Butternußkürbis, in Plastikschälchen à 200 oder 250 g verschweißt.

tüten-müll vermeiden 2

So macht Edeka es allen recht, und immerhin – Tütenmüll wird auch hier vermieden. Vielleicht läßt sich der ein oder andere vom Preis abschrecken: Die Gemüsenudeln aus herkömmlicher Landwirtschaft sind 5-7mal so teuer wie das unverpackte Bio-Gemüse.

erfolgreiche Veganer und höhere Mathematik

25 Dienstag Sep 2018

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, beliebte Fehler, dummdeutsch, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Logik, mißverständlich, Redundanz, Verblendung, Zahlenmystik

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Schlagwörter

erfolgreich, Oma, T-Shirt, vegan, Veganer

Es gibt total bescheuerte T-Shirts zu kaufen, z. B. solche, auf denen steht: „Hinter jedem erfolgreichen Veganer steht eine enttäuschte Oma“.

Seht selbst:
https://www.google.com/search?client=ubuntu&channel=fs&biw=1280&bih=591&tbm=isch&sa=1&ei=ulmpW5evA6nksAeq_pqoDg&q=%22hinter+jedem+erfolgreichen+veganer+steht+eine+entt%C3%A4uschte+oma%22+shirt&oq=%22hinter+jedem+erfolgreichen+veganer+steht+eine+entt%C3%A4uschte+oma%22+shirt&gs_l=img.12…139174.141538.0.143812.14.14.0.0.0.0.108.1212.13j1.14.0….0…1c.1.64.img..0.0.0….0.SDVM6VQNhGc

Manchmal steht  „erfolgreichem“ (statt „erfolgreichen“), manchmal gibt es zwischen „Veganer“ und „steht“ ein unmotiviertes Komma.  Das ist sehr ärgerlich. Noch blöder ist der Rechenfehler: Jeder Veganer hat nämlich nicht nur eine, sondern zwei Omas, und in der Regel sind beide enttäuscht.

Am meisten aber regt mich das Wort „erfolgreich“ auf: Was ist der Unterschied zwischen einem Veganer und einem erfolgreichen Veganer? Wer Veganer ist, ist per se ein „erfolgreicher Veganer“. Muß man den Erfolg (was für einen Erfolg? Es handelt sich doch nicht um einen Wettbewerb!) so herauskehren? Anders gefragt: Was wäre ein erfolgloser Veganer? Eher kein Veganer, oder?

Siehe schon hier: https://textundsinn.wordpress.com/2013/04/19/erfolg/

 

Vorfreude

08 Sonntag Okt 2017

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, Christentum, dummdeutsch, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Logik, mißverständlich, Satzzeichen, Verblendung, Werbung

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Deppenleerzeichen, Design, Freude, Herbst, Schrift, Sortiment, Vorfreude, Weihnachten, Winter

Wenn man bedenkt, daß es seit Anfang September Zimtsterne, Dominosteine, Lebkuchen und Schokoladenweihnachtsmänner zu kaufen gibt und wir uns damit schon seit fünf Wochen auf Weihnachten freuen, wenn man ferner – mit Aldi Nord – unterstellt, daß die Vorfreude jetzt steigt, kann man sich gar nicht vorstellen, wie freudetrunken wir in elf Wochen herumlaufen werden, wenn wir Weihnachten tatsächlich feiern. Das wird ein Jauchzen und Fröhlichsein!

Vorfreude1

Vorfreude2

Da stört es dann auch keinen großen Geist, daß ein „Winter Sortiment“ angeboten wird, während wir kalendarisch wie meteorologisch nicht einmal in der zweiten Herbsthälfte angekommen sind.

(Ganz am Rande würde mich interessieren, was die Person bekommt, die sich das Schriftdesign einfallen läßt. Wahrscheinlich nicht viel …)

 

 

selber, selber …

15 Freitag Sep 2017

Posted by dorotheawagner in Blick über die Grenze(n), Christentum, dummdeutsch, Logik, Politik, Verblendung, was bleibt

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Schlagwörter

AfD, Bundestagswahl 2017, Deutschland, Frauen, Freiheit, Mütter, neue Deutsche, selber, Väter, Wahlen

neue deutsche

Es klingt einfach, sieht idyllisch aus und kommt ganz harmlos daher.

Es ist aber perfide, denn mit „neuen Deutschen“ meint die AfD sicher keine Kinder von deutschen Müttern und irgendwelchen Vätern. Nur deutsche Väter sind gute Väter für „neue Deutsche“. Wahrscheinlich würde der ein oder andere hellhäutige katholische Ire, evangelische Schweizer oder auch atheistische Holländer als Vater geduldet. Deren Kindern würde man die halb fremdländische Herkunft ja nicht ansehen, und ein paar gute Europäer kann Deutschland durchaus gebrauchen. Was soll frau aber machen, wenn sie einen dunkelhäutigen Mann liebt? Einen Araber, einen Schwarzen, womöglich muslimischen Glaubens? Ist die Freiheit dieser (deutschen) Frau auch nicht verhandelbar?

Es sieht vielmehr so aus, als wolle die AfD uns vorschreiben, welche Männer wir als Väter unserer Kinder in Betracht ziehen dürfen und welche wir von vornherein ausschließen sollen. Deutsche vs. nicht-deutsche Kinder, werte vs. unwerte Väter (und Mütter, vice versa). Das ist nicht Freiheit; das ist das Gegenteil von Freiheit.

In diesem deutschen Eintopf möchte ich nicht schmoren.

 

lapidarisieren

23 Freitag Jun 2017

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, beliebte Fehler, dummdeutsch, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Journalistensprache, mißverständlich, Politik, Sprachmüll, Verblendung, was bleibt

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Schlagwörter

Andreas Krüger, Bagatelle, bagatellisieren, Burnout-Watcher, Carsten Müller, Erin McAuliffe, Jena, Jenakultur, Jungen, lapidar, lapidarisieren, lapis, Lappalie, Masannek, Matthias H. W. Braun, Neon, Sandard, sexueller Mißbrauch, Stein, Stern, Thüringen, Trauma, verharmlosen

In einem Bericht über die amerikanische Lehrerin Erin McAuliffe, die angeklagt ist, drei minderjährige Schüler sexuell mißbraucht zu haben, konnte man bei Stern/Neon vorgestern ein Interview mit dem Kinder- und Jugend-Psychiater und Traumaexperten Dr. Andreas Krüger lesen. In der Überschrift wird er mit dem Satz zitiert: „Bei Jungen wird sexueller Missbrauch oft lapidarisiert“.

Lapidarisiert? Was soll denn das bedeuten? Lapidar heißt „kurz und knapp“; es kommt von lat. lapis, der Stein (enthalten in Lapislazuli und Lapidarium), und hat etymologisch mit den knappen und präzisen Inschriften auf Steinen zu tun. Meinen tut der Psychiater aber, daß der sexuelle Mißbrauch bei Jungs verharmlost, bagatellisiert wird. Dagegen wollte er wohl behaupten, dies sei gerade keine Lappalie. Zu dem Wort Lappalie (einer spöttischen, latinisierenden Bezeichnung für eine belanglose Angelegenheit, abgeleitet von Lappen im Sinne von Lumpen) gibt es aber kein Verb, da bot es sich an, es mit „bagatellisieren“ zu vermischen.

Ich habe ein bißchen recherchiert; das Wort taucht selten, aber immer wieder mal auf; der bisher erste von mir im Netz gefundene Eintrag ist von Herp de Graaf und datiert vom 27. Juli 2004, 1:28 Uhr:

„kann falsch sein, vorher schon zu „lapidarisieren“,
aber wer weiß das schon, was tatsächlich geschehen wird,
Schrödingers Katze vielleicht…“

Zunächst findet man den Begriff nur in der Privatsprache von Blogs und Kommentaren, in der ja prinzipiell alles erlaubt ist, aber jetzt trifft man zunehmend in Zeitungsartikeln und Büchern darauf.

Hier ein paar Beispiele:

2005, Der Standard:
„Auch darüber erzählt Masannek gern: dass Fußball eine gute Schule (fürs Leben) sei, in der man lernt, ‚unter Druck und ohne Ausreden zu wachsen‘. Viel zu viel werde heute bei Kindern unter dem Motto ‚Macht doch nichts‘ lapidarisiert. ‚Den Kindern macht es schon was aus. Und sie entwickeln, wenn man sie lässt, auch einen gewissen Einfallsreichtum.’“

2011, Matthias H. W. Braun, Burnout-Watcher:
„Eine weit verbreitete Verhaltensweise ist das sogenannte ‚Lapidarisieren‘. Gerade sehr leistungsbereite und leistungsorientierte Menschen tendieren dazu, bereits Erreichtes im nachhinein gedanklich abzuwerten.“

2012, Naika Foroutan, „Wie geht die deutsche Gesellschaft mit Vielfalt um? Das Beispiel Muslime“

Es geht um Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ und darum, daß kritische Reaktionen auf dieses Buch „im Rückblick zu häufig in die Richtung tendierten, dieses Buch nicht als Stimmungsbild einer Gesellschaft zu deuten, sondern als Werk eines sich profilierenden Ex-Politikers zu lapidarisieren.“

Ein großer Fan des Wortes ist Carsten Müller von Jenakultur:
29.12.2015, Thüringische Landeszeitung
„Kultur darf nicht lapidarisiert werden“

In einem Gespräch mit Jenakultur-Chef Carsten Müller über Pläne für die Ernst-Abbe-Bibliothek, eine touristische Neuorientierung Jenas und über Geld heißt es:

„Was mich manchmal zornig macht, ist, wenn Kultur lapidarisiert wird. Kultur ist harte und wichtige Arbeit. Kultur ist ein harter Standortfaktor.“

11.1.2017, Thüringer Allgemeine
„‚Sexismus hat weder im Berufsleben noch in der Freizeit etwas zu suchen‘, sagt Carsten Müller. ‚Bei dem Treffen soll es darum gehen, wie Veranstalter auf dieses Problem noch besser reagieren können. Wir bei Jenakultur als Veranstalter neigen jedenfalls nicht dazu, das Thema Sexismus zu lapidarisieren.'“
Ich habe bisher keinen einzigen sprachkritischen Kommentar zu „lapidarisieren“ gefunden, und es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis der neue, unsinnige Gebrauch des Wortes Allgemeingut geworden ist und kein Mensch mehr nach dem Stein fragt.

Hasenfuß

23 Dienstag Aug 2016

Posted by dorotheawagner in dies und das, dummdeutsch, hier hat die Konkurrenz lektoriert, mißverständlich, Politik, Redundanz, Spaziergang im Kiez

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Schlagwörter

Berlin, FDP, funktionieren, Konjunktiv, Plakat, Risiko, Sebastian Czaja, Wahlkampf, Wahlplakat

Wer wagt, gewinnt. Natürlich nicht immer. Man kann verlieren, versagen, verunglücken. Dieses Risiko nimmt man aber in Kauf, wenn man grundsätzlich davon ausgeht, daß eine Sache gelingt.

Im Berliner Wahlkampf hat die FDP mit diesem Plakat ein Eigentor geschossen:

FDP 2016

Wer sich so ausdrückt, hat schon verloren. Wer riskiert, daß etwas funktioniert, geht grundsätzlich von einem Scheitern aus. Und wenn das ohnehin nur mögliche Funktionieren obendrein im Konjunktiv daherkommt, mag man an ein Gelingen gar nicht mehr glauben.

Die FDP hat wohl eingesehen, daß der Spruch daneben ist. Seit gestern sehe ich nur noch Plakate mit demselben Bild von Sebastian Czaja, aber mit anderem Text: „Wählen Sie doch mal jemanden, der etwas verändern will.“ Klingt für mich allerdings auch nicht sehr überzeugend.

insbesondere auch Hochdeutsch

13 Montag Jan 2014

Posted by dorotheawagner in beliebte Fehler, Blick über die Grenze(n), dummdeutsch, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Logik, Redundanz, Sprachmüll

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Schlagwörter

auch, Blähdeutsch, insbesondere auch, unter anderem auch, vor allem auch

Wenn es heißt, jemand esse Obst, unter anderem Bananen, dann ist klar, daß er nicht nur Bananen ißt, sondern auch anderes Obst. Und wenn er insbesondere oder vor allem Mandarinen ißt, ißt er auch nicht ausschließlich, sondern nur sehr viele Mandarinen. Es ist also völlig überflüssig, hinter „vor allem“ oder „insbesondere“ oder „unter anderem“ noch ein „auch“ anzuhängen, weil diese Wörter keine Ausschließlichkeit bezeichnen, sondern im Gegenteil das „auch“ bereits in ihrer Bedeutung enthalten. Leider gerät dies immer mehr in Vergessenheit; der falsche Gebrauch verbreitet sich wie die Pest.

So sagte Horst Hippler, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, in einem Interview im Juli 2013 über den Zukunftspakt für das Wissenschaftssystem: „Da wird es Auseinandersetzungen geben, aber wenn Sie mal in die Welt hineinschauen, die Welt ist so, dass dieser Wettbewerb von den Regionen bestimmt wird, und das gilt natürlich insbesondere auch in den Ländern, in denen sehr, sehr viel investiert wird in die Forschung.“

In einem Call for Papers der Universität Passau vom November 2013 steht: „Dazu gehören unter anderem alle Aspekte der Modellierung geisteswissenschaftlicher Inhalte und Forschungsprozesse und Probleme des Markup und anderer Ansätze zur Formalisierung von Inhalten, insbesondere auch im Bereich der semantischen Technologien.“

Das Ärzteblatt berichtet: „Deshalb ist es wiederum anzustreben, dass Ärzte, die osteopathische Behandlungen verordnen, Grundkenntnisse des struktur- und funktionsorientierten Vorgehens der „Osteopathie“ haben und bei der Verordnung von ausgewählten osteopathischen befunderhebenden und therapeutischen Leistungen nicht nur Krankheitsdiagnosen, sondern insbesondere auch relevante Informationen zu geschädigten Strukturen kommunizieren.“

Eine Seite zum Internetrecht informiert: „Das Singen von Liedern beim Kommerz einer studentischen Verbindung, insbesondere auch des Deutschlandliedes, verletzt keine Urheberrechte.“

GovData – das Datenportal für Deutschland berichtet: „Neben den ausführlichen Ergebnissen im PDF-Format findet sich auf dem Portal auf der Detailseite zum Datensatz insbesondere auch eine detaillierte Datei mit den Ergebnissen aller Wahlkreise im CSV-Format.“

Ungewollt komisch klingt der Beschluß des Parteivorstandes der Linken vom März 2011: „Das Jahr 2011 wird der Parteivorstand dafür nutzen, alle Gliederungen und Funktionsträgerinnen und –träger und aktive Mitglieder für die Notwendigkeit der Gewinnung neuer, insbesondere auch weiblicher Mitglieder zu sensibilisieren. Diese Initiative soll das Thema Mitgliedergewinnung als Querschnittsaufgabe auf allen Ebenen verankern und aus einem Mix aus praktischen Unterstützungsangeboten für die Arbeit vor Ort (Qualifizierung, Handreichungen), unterstützenden Materialien sowie Anreizen zur Gewinnung neuer, insbesondere auch weiblicher Mitglieder bestehen.“

In Österreich ist es nicht besser. In einem Bericht des Landes Oberösterreich geht es um die „Verbesserung des Biotopverbundes entlang überregional bedeutsamer Wildtierkorridore, insbesondere auch im Bereich von Wildquerungsmöglichkeiten über lineare Infrastruktureinrichtungen“.

Auch Beispiele für „vor allem auch“ lassen sich millionenfach finden. So dankte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer im November 2013 dem Handwerk für die gute Arbeit und das partnerschaftliche Zusammenwirken: „Wir können den demografisch bedingten Rückgang an Nachwuchskräften nicht aufhalten. Aber wir müssen die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung betonen und voranbringen. Wir brauchen nicht nur Master, sondern vor allem auch Meister.“

Im Juni 2012 wurde folgende Schreckensmeldung verbreitet: „Autoabsatz bricht ein – vor allem auch bei Opel.“

Und im Dezember 2013 attestierte die Berliner Tageszeitung der neuen Bundesregierung „viel Macht und vor allem auch sehr viel Verantwortung“.

Das Handelsblatt wußte zu berichten, daß „in der Arbeitswelt von Führungskräften neben einer leistungsgerechten Vergütung vor allem auch immaterielle Faktoren eine stärkere Rolle“ spielen.

Und die bayerische Polizei warnte: „Der leichtsinnige und oft auch unsachgemäße Umgang mit Feuerwerksartikeln führt leider immer wieder zu erheblichen Sach- und vor allem auch Personenschäden.“

Wer möchte ein paar Blicke in die dritte Schreckenskammer werfen? Ein weiteres Zitat aus einem Polizeibericht: „Einbruch in Bad Karlshafen: Täter nutzten Abwesenheit der Bewohner für Einbruch – unter anderem auch Auto gestohlen.“

Der FOCUS schrieb: „Die Video-Künstlerin Laure Prouvost setzte sich unter anderem auch gegen den Deutsch-Briten Tino Sehgal durch.“

Im Wikipedia-Artikel zur Kaskoversicherung ist zu lesen: „Die Höhe des Beitrags hängt unter anderem auch vom Fahrzeugtyp (Typklasse), der Regionalklasse und von der Postleitzahl des Halters ab.“

Und Radio Rottu Oberwallis berichtete: „Auf ihrer Schweizerreise machten 16 Gardisten unter anderem auch Halt in Naters.“

Zuletzt ein Schmankerl von der Webseite der Buchhandlung Hugendubel: „Wir können alles – unter anderem auch Hochdeutsch“.

Quod est dubitandum.

D-Day

11 Dienstag Jun 2013

Posted by dorotheawagner in dummdeutsch, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Sprachmüll, transatlantisches Kauderwelsch, Verblendung

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11. Juni, BP Europe SE, Daimler, Deutsche Bank, Diversity, Diversity-Tag, Tag, Telekom, Vielfalt

„Diversity“ ist englisch und bedeutet Vielfalt, Vielfältigkeit, Mannigfaltigkeit, Verschiedenheit, Ungleichheit, oder – wenn man Fremdwörter mag: Diversität. Anscheinend reicht keines dieser Wörter an den englischen Begriff heran, denn:

„Am 11. Juni 2013 feiern wir bundesweit den 1. Deutschen Diversity-Tag!“

Auf der Webseite steht zwar, dass BP Europe SE, Daimler, die Deutsche Bank und die Deutsche Telekom sich 2006 zusammengeschlossen und die Charta der Vielfalt in Deutschland initiiert haben, für die Bezeichnung des Feiertages musste es aber wohl englisch sein. Ich wundere mich nur, dass er nicht „Diversity Day“ heißt. Ich jedenfalls spreche, wenn ich vorher „Diversity“ lese, „Tag“ automatisch wie (engl.) „tag“ aus.

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