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~ wo sind sie hin?

Kategorien-Archiv: Journalistensprache

positives Zeichen

11 Sonntag Feb 2018

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, Blick über die Grenze(n), Christentum, Journalistensprache, Politik, was bleibt

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Schlagwörter

Ausländer, Cottbus, dpa, Flüchtlinge, Inforadio, Karneval, Karnevalsumzug, positives Zeichen, Rechtsextreme, Umzug, Zug der fröhlichen Leute

Zum Karnevalsumzug in Cottbus war heute in zahlreichen online-Printmedien (Süddeutsche, Welt, Focus, etc.) der gleiche Text der Deutschen Presse-Agentur zu lesen: 

„
Cottbus (dpa/bb) – Ostdeutschlands wohl größter Karnevalsumzug zieht heute durch die Innenstadt von Cottbus. Wie in den Vorjahren werden zwischen 70 000 und 80 000 Besucher erwartet. Mehr als 3000 Aktive der vielen Karnevalsgruppen bilden den riesigen Tross. Es ist die 27. Ausgabe des „Zuges der fröhlichen Leute“. Zuletzt hatte die Stadt wegen gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Flüchtlingen viele negative Schlagzeilen gemacht. Der austragende Karnevalsverein will mit dem Umzug umso mehr ein positives Zeichen setzen.“
Schluß. Ende der Meldung. Der geneigte Leser erfährt zwar, daß, nicht aber, wofür ein positives Zeichen gesetzt werden soll. Für die Cottbuser? Als Plädoyer für deren naturwüchsige Fröhlichkeit? Dafür, daß sie, wenn man sie in Ruhe läßt und nicht mit Flüchtlingen behelligt, fröhlich und umgänglich sind?
Im Inforadio hieß es eben, beim Karnevalsumzug hätte es einen „Zwischenfall mit Rechtsextremen“ gegeben, die „die Grenze von politischer Satire überschritten“ hätten. Ganz offenbar sind sie im Umzug mitgelaufen. Sicher wollten sie auch ein positives Zeichen setzen.

Shrump

03 Sonntag Sep 2017

Posted by dorotheawagner in Blick über die Grenze(n), Journalistensprache, Politik, Wortbildung

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Schlagwörter

Hampstead, London, Shrek, Shrimp, Shrump, Trump, Urban Dictionary

Gesehen im Londoner Stadtteil Hampstead am 27. August 2017:

shrump

Das Urban Dictionary definiert shrump als „a shrimp that looks like Donald Trump’s face“ (Def. 5), aber das Bild erinnert mehr an Shrek als an Shrimps …

lapidarisieren

23 Freitag Jun 2017

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, beliebte Fehler, dummdeutsch, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Journalistensprache, mißverständlich, Politik, Sprachmüll, Verblendung, was bleibt

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Andreas Krüger, Bagatelle, bagatellisieren, Burnout-Watcher, Carsten Müller, Erin McAuliffe, Jena, Jenakultur, Jungen, lapidar, lapidarisieren, lapis, Lappalie, Masannek, Matthias H. W. Braun, Neon, Sandard, sexueller Mißbrauch, Stein, Stern, Thüringen, Trauma, verharmlosen

In einem Bericht über die amerikanische Lehrerin Erin McAuliffe, die angeklagt ist, drei minderjährige Schüler sexuell mißbraucht zu haben, konnte man bei Stern/Neon vorgestern ein Interview mit dem Kinder- und Jugend-Psychiater und Traumaexperten Dr. Andreas Krüger lesen. In der Überschrift wird er mit dem Satz zitiert: „Bei Jungen wird sexueller Missbrauch oft lapidarisiert“.

Lapidarisiert? Was soll denn das bedeuten? Lapidar heißt „kurz und knapp“; es kommt von lat. lapis, der Stein (enthalten in Lapislazuli und Lapidarium), und hat etymologisch mit den knappen und präzisen Inschriften auf Steinen zu tun. Meinen tut der Psychiater aber, daß der sexuelle Mißbrauch bei Jungs verharmlost, bagatellisiert wird. Dagegen wollte er wohl behaupten, dies sei gerade keine Lappalie. Zu dem Wort Lappalie (einer spöttischen, latinisierenden Bezeichnung für eine belanglose Angelegenheit, abgeleitet von Lappen im Sinne von Lumpen) gibt es aber kein Verb, da bot es sich an, es mit „bagatellisieren“ zu vermischen.

Ich habe ein bißchen recherchiert; das Wort taucht selten, aber immer wieder mal auf; der bisher erste von mir im Netz gefundene Eintrag ist von Herp de Graaf und datiert vom 27. Juli 2004, 1:28 Uhr:

„kann falsch sein, vorher schon zu „lapidarisieren“,
aber wer weiß das schon, was tatsächlich geschehen wird,
Schrödingers Katze vielleicht…“

Zunächst findet man den Begriff nur in der Privatsprache von Blogs und Kommentaren, in der ja prinzipiell alles erlaubt ist, aber jetzt trifft man zunehmend in Zeitungsartikeln und Büchern darauf.

Hier ein paar Beispiele:

2005, Der Standard:
„Auch darüber erzählt Masannek gern: dass Fußball eine gute Schule (fürs Leben) sei, in der man lernt, ‚unter Druck und ohne Ausreden zu wachsen‘. Viel zu viel werde heute bei Kindern unter dem Motto ‚Macht doch nichts‘ lapidarisiert. ‚Den Kindern macht es schon was aus. Und sie entwickeln, wenn man sie lässt, auch einen gewissen Einfallsreichtum.’“

2011, Matthias H. W. Braun, Burnout-Watcher:
„Eine weit verbreitete Verhaltensweise ist das sogenannte ‚Lapidarisieren‘. Gerade sehr leistungsbereite und leistungsorientierte Menschen tendieren dazu, bereits Erreichtes im nachhinein gedanklich abzuwerten.“

2012, Naika Foroutan, „Wie geht die deutsche Gesellschaft mit Vielfalt um? Das Beispiel Muslime“

Es geht um Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ und darum, daß kritische Reaktionen auf dieses Buch „im Rückblick zu häufig in die Richtung tendierten, dieses Buch nicht als Stimmungsbild einer Gesellschaft zu deuten, sondern als Werk eines sich profilierenden Ex-Politikers zu lapidarisieren.“

Ein großer Fan des Wortes ist Carsten Müller von Jenakultur:
29.12.2015, Thüringische Landeszeitung
„Kultur darf nicht lapidarisiert werden“

In einem Gespräch mit Jenakultur-Chef Carsten Müller über Pläne für die Ernst-Abbe-Bibliothek, eine touristische Neuorientierung Jenas und über Geld heißt es:

„Was mich manchmal zornig macht, ist, wenn Kultur lapidarisiert wird. Kultur ist harte und wichtige Arbeit. Kultur ist ein harter Standortfaktor.“

11.1.2017, Thüringer Allgemeine
„‚Sexismus hat weder im Berufsleben noch in der Freizeit etwas zu suchen‘, sagt Carsten Müller. ‚Bei dem Treffen soll es darum gehen, wie Veranstalter auf dieses Problem noch besser reagieren können. Wir bei Jenakultur als Veranstalter neigen jedenfalls nicht dazu, das Thema Sexismus zu lapidarisieren.'“
Ich habe bisher keinen einzigen sprachkritischen Kommentar zu „lapidarisieren“ gefunden, und es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis der neue, unsinnige Gebrauch des Wortes Allgemeingut geworden ist und kein Mensch mehr nach dem Stein fragt.

halbe Wahrheit

30 Sonntag Okt 2016

Posted by dorotheawagner in Christentum, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Journalistensprache, Logik, mißverständlich, was bleibt

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Schlagwörter

begraben, burial place, Christus, Felsengrab, Focus, Grab, Jerusalem, Jesus, National Geographic, tomb

„Christ’s burial place“, „the resting place of Jesus Christ“, „the tomb of Jesus Christ“ – so hieß es unlängst in einer Meldung von National Geographic über archäologische Grabungen in Jerusalem.

„Erstmals seit Jahrhunderten wollen Archäologen die Oberfläche des Felsengrabes in Jerusalem freilegen, in dem Jesus Christus begraben liegen soll“, hat der Focus übersetzt.

„begraben liegen soll“ – da hat der Übersetzer nur das halbe Glaubensbekenntnis in Erinnerung und den wesentlichen Teil vergessen:
„am dritten Tage auferstanden von den Toten“.

Wenn schon, denn schon.

 

Nuance?

23 Donnerstag Jun 2016

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, beliebte Fehler, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Journalistensprache, Logik, Politik, Redundanz, Sprachmüll

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Schlagwörter

Bundesamt für Verfassungsschutz, Corelli, Handydaten, Inforadio, Interview, könnte, Konjunktiv, möglicherweise, Möglichkeit, Michael Götschenberg, Modalverben, NSU, NSU-Trio, RBB, Spitzel, Terrorismus, Thomas Richter, V-Mann, Verbindungen, Wirklichkeit

Im Zusammenhang mit dem Fall des früheren Spitzels für das Bundesamt für Verfassungsschutz, Thomas Richter („Corelli“), war gestern in den Medien ein vollkommen unsinniger Satz zu lesen und zu hören.

Wahrscheinlich nahm das Verhängnis seinen Ausgang in einem Interview des rbb mit dem ARD-Terrorismus-Experten Michael Götschenberg, das u. a. im Inforadio ausgestrahlt wurde und in dem Götschenberg sagte, daß man, weil Corellis Handydaten seinerzeit nicht korrekt ausgewertet worden waren, „nochmal neu der Frage nachgehen muß, ob er möglicherweise doch Verbindungen gehabt haben könnte zum NSU-Trio“ (00:01:20 ff.).

Ob Tagesschau, WDR, Heise oder netzpolitik.org – die Formulierung wurde überall mehr oder weniger gleichlautend wiederholt und wiedergekäut.

Aber: Der Frage, ob Corelli möglicherweise eine Verbindung zum NSU-Trio gehabt haben könnte, muß man nicht nachgehen, denn sie ist schon längst mit ja beantwortet. Immer noch im Raum dagegen steht die Frage – und das wollte Götschenberg wahrscheinlich eigentlich sagen -, ob der V-Mann solche Verbindungen tatsächlich hatte. Warum hat er das nicht klar gesagt, sondern stattdessen gleich doppelt in die Möglichkeitsform gehüllt? Die grammatisch korrekte Formulierung hätte genau den Unterschied zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit bezeichnet, um den es gerade geht.

Mein Appell an Journalisten: Der unreflektierte Gebrauch von Modalverben kann den Sinn von Sätzen vollkommen entstellen!

 

von guter Qualität?

14 Samstag Mai 2016

Posted by dorotheawagner in Blick über die Grenze(n), Journalistensprache, Logik, mißverständlich, Politik, Sprachmüll

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Schlagwörter

Asylsuchende, Asylunterkunft, BKA, Brandstiftung, Bundeskriminalamt, Die Welt, Flüchtlinge, Funke Mediengruppe, Gewalt, Holger Münch, Qualität, Süddeutsche Zeitung, Tagesschau, Versprecher

Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, hat sich heute morgen gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe einen interessanten Versprecher geleistet. Es ging um die zunehmende Gewalt gegen Flüchtlinge und Asylsuchende, konkret darum, daß es in diesem Jahr schon 45 Fälle von Brandstiftung bei Asylunterkünften gegeben hat. Münch wird mit dem Satz zitiert::

„Uns bereitet vor allem Sorge, dass die Qualität der Gewalt steigt“.

Mindestens ebenso interessant wie der Versprecher selbst ist die Tatsache, daß der Fehler niemandem aufzufallen scheint. Oder wie läßt sich sonst erklären, daß Tagesschau, Süddeutsche Zeitung, Welt (hier sogar im Titel!), etc. den Satz des BKA-Chefs unkommentiert abdrucken?

nicht darstellbar

21 Montag Mrz 2016

Posted by dorotheawagner in Journalistensprache, Politik, Sprachmüll, Verblendung

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Schlagwörter

öffentlicher Dienst, Inforadio, nicht darstellbar, Tarifverhandlungen, Thomas Böhle, Verdi, Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, VKA

Nachdem das Wort darstellen unlängst mehrfach in der Bedeutung von anbieten zu hören war („wir können nicht alles darstellen„), wird darstellbar jetzt auch synonym mit machbar verwendet: Was nicht machbar ist (oder nicht machbar scheint), ist angeblich „nicht darstellbar“. Thomas Böhle, der Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände VKA, der bei den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst Verhandlungsführer der Kommunen ist, hat sich heute morgen im Inforadio zur Verdi-Forderung nach 6 % mehr Lohn mit den Worten geäußert: „6 % ist beim besten Willen nicht darstellbar“ (Mediathek, 00:01:29). Bei der Verschriftung ist das ist in sind korrigiert worden.

Die Formulierung scheint Herrn Böhle zu gefallen; im Februar hat er sich zum selben Thema derselben Worte bedient (Die Zeit, 18.2.2016). Dabei wären 6 % durchaus darstellbar – in einer Graphik zum Beispiel. Nur gewähren wollen die Arbeitgeber sie nicht, und das wird sprachlich vernebelt und wie eine Naturnotwendigkeit verkauft. Schade, daß dieser Sprachmüll von den Medien eifrig wörtlich zitiert wird. Als wäre das Gesagte nicht auch anders darstellbar.

„Das Schlimme ist: Die Situation wird ja immer schlimmer!“ (Th. Böhle, 00:00:44)

nach dem Erdbeben

22 Freitag Jan 2016

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, beliebte Fehler, hier hat die Konkurrenz lektoriert, Journalistensprache, Logik, mißverständlich, Zahlenmystik

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Schlagwörter

Adverbial der Zeit, Anschlag, Erdbeben, Flugzeugabsturz, Opfer, Satzbau, Temporaladverbial, Todesopfer, Tote, Verletzte

In den letzten Wochen und Monaten waren immer wieder Meldungen wie diese zu lesen und zu hören (1):

  • Bei einem Erdbeben in … gab es mindestens 100 Tote; mindestens 3.000 Menschen sind obdachlos geworden.
  • Bei einem Terroranschlag in … sind mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen.
  • Beim Absturz einer Maschine der … wurden alle 296 Insassen getötet.

In vielen Nachrichten wird Bezug genommen auf frühere Meldungen (wie 1). Das Wissen über das zuvor Berichtete wird dann vorausgesetzt, und es wird über Ereignisse oder Maßnahmen berichtet, die damit in Beziehung stehen bzw. daraus resultieren (2):

  • Nach dem gestrigen Flugzeugabsturz … ist … nach … gereist.
  • Nach dem Anschlag vom vergangenen Montag wurden fünf Personen vorläufig festgenommen.
  • Nach den Anschlägen … hat die Polizei die Sicherheitsmaßnahmen erhöht.
  • Nach der Geiselnahme ist der mutmaßliche Täter geflüchtet.

In letzter Zeit mischen sich aber immer öfter Sätze wie die folgenden in die Nachrichten (3):

  • Nach den Anschlägen in … vom vergangenen Freitag ist die Zahl der Toten auf 83 gestiegen.
  • Nach dem gestrigen Flugzeugabsturz … hat sich die Zahl der Todesopfer auf 275 erhöht.

Sie scheinen demselben Muster zu folgen wie die Sätze unter (2); auch hier wird Bezug genommen auf Ereignisse, über die zuvor schon berichtet worden ist. Die Sätze unter (3) sind aber unsinnig, zumindest verwirrend, weil grammatisch falsch. Warum?

Adverbiale Bestimmungen der Zeit (Temporaladverbiale) beantworten die Frage, wann etwas geschieht oder geschehen ist. Adverb bedeutet: zum Verb gehörend, d. h. adverbiale Bestimmungen beziehen sich auf das Verb des jeweiligen Satzes. Bei den Sätzen unter (2) klar und einleuchtend: Wann ist der Außenminister gereist? – Nach dem Flugzeugabsturz. Wann wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft? – Nach den Anschlägen.

In den Sätzen unter (3) funktioniert das aber nicht. „Nach den Anschlägen“ oder „Nach dem Flugzeugabsturz“ ist nämlich keine korrekte Antwort auf die Frage, wann sich die Zahl der Opfer erhöht habe. Es sei denn, es hätte auch vor den Anschlägen bzw. vor dem Flugzeugabsturz schon Opfer gegeben, was aber offenkundig nicht der Fall ist, denn die Opfer waren ja gerade Opfer des Anschlags bzw. Absturzes.

Woher der Fehler kommt, ist klar: Es hat einen Anschlag, einen Flugzeugabsturz, ein Erdbeben gegeben, und die Zahl der Toten wird zunächst geschätzt und in den Nachrichten verbreitet. Später werden mehr Tote geborgen. Die Zahl der Opfer muß also korrigiert werden, meistens nach oben. Sie ist aber nicht tatsächlich gestiegen – die Opfer waren ja sofort Opfer. Ich bin sicher, daß in den Redaktionen niemand verschleiern möchte, daß zunächst falsche Zahlen genannt wurden. Es ist ja keine Schande, wenn man nur das berichtet, was man sicher weiß. Eine saubere Formulierung wäre trotzdem zu wünschen, gerade bei solchen Schreckensmeldungen.

 

Schotten dicht

04 Freitag Sep 2015

Posted by dorotheawagner in Blick über die Grenze(n), Journalistensprache, mißverständlich, Politik

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Schlagwörter

Calais, David Cameron, Flüchtlinge, Flüchtlingspolitik, Großbritannien, Inforadio, RBB, Schotten, Schotten dicht

Heute nachmittag ging es in einer knapp dreieinhalbminütigen Inforadio-Reportage über Großbritanniens aktuelle Flüchtlingspolitik gleich zweimal um die Schotten. London-Korrespondent Jens-Peter Marquardt erwähnte im Gespräch mit Heiner Martin zuerst, Stimmen in Premierminister Camerons eigener Partei hätten gesagt: „Vielleicht müssen wir doch ein bißchen mehr Herz zeigen und ein bißchen uns mehr engagieren und nicht einfach nur die Schotten dicht machen“ (01:01). Später hieß es, Cameron würde aber „nicht Flüchtlinge etwa aus Calais aufnehmen, wo sich etwa 3.000 freuen darauf, nach Großbritannien zu kommen, aber dort nicht weiterkommen, weil eben dort die Briten die Schotten dicht machen“ (02:01).

Auch nicht der kleinste Hauch von Humor in der Stimme, aber ich fand die Formulierung witzig.

Eine Erklärung dieser Redensart aus der Seefahrt findet sich hier.

Wetterbericht

12 Mittwoch Aug 2015

Posted by dorotheawagner in Aussprache, Journalistensprache, Redundanz

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Schlagwörter

Betonung, Gewitter, Kraftwort, kräftig, Ohrwurm, Radio, Wetter, Wetterbericht

Normalerweise wird der Wetterbericht im Radio und im Fernsehen sommers wie winters in einem recht sachlichen und neutralen Ton vorgetragen: „tagsüber meist sonnig, abends zunehmend bewölkt“, „mit 15 bis 18 Grad für die Jahreszeit zu kühl“, „vormittags trocken, am Nachmittag vereinzelt Schneeschauer“, „Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, nachts stellenweise Frost“.

Der Ton ändert sich jedoch schlagartig, sobald – und nur dann, wenn – von Gewittern die Rede ist. Gewitter sind ja bekanntermaßen nicht Wetter, sondern Un-Wetter, die zunächst vielleicht harmlos in der Luft liegen, sich dann aber unheilvoll zusammenbrauen, bevor sie sich mit Blitz und Donner entladen und dabei mehr oder weniger große Verheerungen anrichten. Gewitter gehören ihrer Natur nach nicht zu den gemäßigten, sondern zu den eher heftigen meteorologischen Erscheinungen, und im Unterschied zu Sonnenschein und Nieselregen muß der Mensch vor Gewittern – zumindest vor kräftigen Gewittern – also gewarnt werden. So weit, so gut. Ich frage mich aber, warum die Radio- und Fernsehsprecher das Wort „kräftig“ nahezu ausnahmslos so übermäßig betonen. Spricht das Wort nicht für sich? Wird es erst glaubwürdig, wenn die Aussprache den Sinngehalt gleichsam verdoppelt?

Wem es einmal aufgefallen ist, dem wird „kräftig“ zum Kraftwort, ja, zum Ohrwurm.

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