Schlagwörter
… ragte das Apfel-Kochbuch von Anne Ridder unrühmlich heraus. Ein falsch geschriebener Titel auf dem Buchrücken! Fällt das beim Drucken niemandem auf?
Auf dem Buchdeckel wenigstens ist es richtig:
28 Sonntag Feb 2016
Schlagwörter
… ragte das Apfel-Kochbuch von Anne Ridder unrühmlich heraus. Ein falsch geschriebener Titel auf dem Buchrücken! Fällt das beim Drucken niemandem auf?
Auf dem Buchdeckel wenigstens ist es richtig:
17 Sonntag Jan 2016
Schlagwörter
cummerbund, Dirigent, England, Etymologie, etymologisches Wörterbuch, Indien, kamarband, Kleider machen Leute, Kluge, Kummer, Kummerbund
In meinem Regal steht ein 1023 Seiten dickes etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache (Kluge, 24. Auflage, 2002), das sich rühmt, „die Entstehungs- und Bedeutungsgeschichte von mehr als 13.000 Wörtern und ins Deutsche eingegangenen Fremdwörtern“ zu erklären, und in dem man alle möglichen und unmöglichen Wörter findet. Von richtigen Fremdwörtern wie Bazille, Grenadier, Kompromiß und Philologie bis hin zu ganz unauffälligen, scheinbar harmlosen Wörtern wie Dose, Huld, kennen, Keim, Mitte und Rüssel ist alles dabei.
Alles, außer dem Kummerbund. Zugegeben, das Wort hört sich sehr deutsch und gar nicht erklärungsbedürftig an; wenn man ihn angezogen sieht, leitet man sich schnell her, daß er wohl dazu bestimmt ist, den Kummerspeck zu verbergen. Dieser Gedanke führt aber in die Irre. Das Wort kommt nämlich nicht vom deutschen Kummer, sondern – über ein paar Umwege – aus dem Persischen.
Und zwar so: Im Persischen bedeutet kamar Taille, band ist der Präsensstamm von bastan = binden. Der Name dieser Leibbinde wurde – wann und warum entzieht sich meiner Kenntnis – ins Hindi übernommen. Die eigentlichen Übeltäter sind aber die Engländer. Weil ihnen in Indien zu heiß war, haben sie nämlich auf die traditionelle Weste als Übergang zwischen Smokinghose und Smokinghemd verzichtet und sich statt dessen – Hosenbund und Hosenknopf mußten ja verborgen werden – bei den indischen Würdenträgern die Seidenschärpe abgeguckt. Und deren Bezeichnung gleich mit, die sie in ihrer Sprache cummerbund schrieben. Vom englischen cummerbund zum deutschen Kummerbund war es dann nur noch ein kurzer Weg.
Mit ein paar Klicks findet man den Kummerbund und die Erklärung seiner Herkunft im Netz. Höchste Zeit, daß er es auch ins etymologische Wörterbuch schafft!
Leider gehört der Kummerbund – anders als Strumpfhose, Winterjacke und Regenponcho – zu den vom Aussterben bedrohten Kleidungsstücken. Er fiel mir spontan ein, als ich mir Gedanken machte im Zusammenhang mit Wortmischers Projekt Kleider machen Leute. Wenn ich das Wort Kummerbund höre oder lese, denke ich immer an meinen ersten Chor und unseren Dirigenten, der bei jedem Konzert eine solche Leibbinde trug, die ihm tatsächlich eine gewisse Aura verlieh und ihn gewissermaßen erst richtig zum Dirigenten machte.
24 Dienstag Nov 2015
19 Donnerstag Nov 2015
Schlagwörter
Autor, Autoren, Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Friedenspreis, Ich und Earl und das Mädchen, n-Deklination, Navid Kermani
In letzter Zeit denke ich oft an Vilmoskörtes Kommentar zu meinem Blogeintrag zur n-Deklination.
So stand im Newsletter von kino-zeit.de heute in einem Beitrag zum Film Ich und Earl und das Mädchen (Me and Earl and the Dying Girl) u. a. dieser Satz aus der Festivalkritik Locarno 2015: „Greg Gaines (Thomas Mann, nicht verwandt mit dem Autoren) ist ein schlaksiger Teenager im besten Alter für Misanthropie.“
Noch viel schlimmer berührt der Fehler, wenn er einem Profi der deutschen Sprache – dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels – unterläuft. Aber es steht tatsächlich schwarz auf weiß in den Meldungen zum Friedenspreis 2015 für Navid Kermani: „Seine wissenschaftlichen Arbeiten, in denen er Fragen der Mystik, der Ästhetik und der Theodizee insbesondere im Raum des Islam nachgeht, weisen Navid Kermani als Autoren aus, der mit großer Sachkenntnis in die theologischen und gesellschaftlichen Diskurse einzugreifen vermag.“
Merke: Das Wort „Autoren“ gibt es, und zwar im Nominativ, im Genitiv, im Dativ und im Akkusativ – aber nie im Singular, sondern immer nur im Plural.
12 Freitag Jun 2015
Schlagwörter
Übersetzung, Come in and find out, Douglas, herausfinden, intransitive Verben, transitive Verben
Viele werden sich an den Slogan „Come in and find out“ der Parfümerie Douglas erinnern, der all jene irritiert hat, die ihn mit „Komm rein und finde wieder heraus“ übersetzt haben.
Die falsche Übersetzung war insofern nicht abwegig, als der englische Satz grammatisch nicht korrekt ist. Im Unterschied zu „to get out“ kann „to find out“ nämlich nicht alleine stehen, sondern bedarf – ebenso wie „herausfinden“ im Sinne von ausfindig machen – eines Akkusativobjekts: I find out something / Ich finde etwas heraus.
Genau das ist der Unterschied zwischen transitiven und intransitiven Verben bzw. zwischen deren transitivem oder intransitivem Gebrauch. Bei transitiven Verben steht ein Akkusativobjekt (ich finde den Mörder heraus), bei intransitiven kann kein Akkusativobjekt stehen (du mußt mich nicht begleiten – ich finde alleine heraus).
Leidliche Grammatikkenntnisse oder ein gutes Lektorat hätten dem Werbetexter und der Firma die Blamage erspart.
13 Montag Okt 2014
Schlagwörter
Akkusativ, als, Attribut, Bahnreisende, Bahnreisenden, Bahnreisender, Deutsche Bahn, Fall, Kasus, Reise Service Deutschland, RSD, Satzteil
… erlebt man so manche Überraschung. Wer erlebt / Als wer erlebt man eine Überraschung (gefragt ist der Nominativ)? Der/Die Bahnreisende / Als Bahnreisende(r).
Für mich als weibliche Bahnreisende (für wen? – gefragt ist diesmal der Akkusativ) war es eine Überraschung, in einer Anzeige der RSD Reise Service Deutschland GmbH gleich mehrfach falsch angesprochen zu werden:
Losgelöst aus einem ganzen Satz, fällt es vielleicht nicht jedem sofort auf. Aber spätestens, wenn man dies hier liest,
zweifelt man, ob nicht der Anbieter der Bahnreisende ist. So oder so ist es grammatisch falsch.
Auch die Anrede (in pseudo-persönlicher Pseudo-Schreibschrift) ist vollkommen daneben, weil hier Singular und Plural durcheinandergehen:
Merke: Der mit „als“ in den Satz eingebundene Satzteil steht – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht nur im gleichen Numerus, sondern auch im gleichen Kasus wie das Wort, auf das er sich bezieht. Für Sie als Bahnreisende(n) ist das in jedem Fall unmittelbar relevant.
12 Dienstag Aug 2014
Schlagwörter
Angermünde, Überwinterungsgebiet, Brodowin, Chorin, Friedhof, Gedenkstein, Kloster, Kloster Chorin, Kommata, Opa, Parstein, Reliefkartographie Kaiser, Südafrika, Störche, Storchennest, Styropor, Uckermark, Wanderkarte, Zeichensetzung
Auch in der Uckermark steht es mit der deutschen Sprache nicht zum besten. Wobei es durchaus einen Unterschied macht, ob jemand auf eine Mülltonne von Hand „Steropur“ schreibt …
… oder ob eine Gedenktafel auf einem Grab die Fehler für ewig festhält:
Wenn Opa Bester (der eigentlich Karl-Heinz hieß) Deutschlehrer war, dreht er sich sicher im Grabe um.
Auch mit der Zeichensetzung hapert es:
Mit ungläubigem Staunen schließlich liest man die Aufschrift auf dieser „kleinen“ Wanderkarte:
03 Sonntag Aug 2014
Schlagwörter
Akkusativ, Arturo Toscanini, bildende Künstler, Musiker, Projekt Gutenberg, Spiegel, Stefan Zweig
Wer glaubt, über die Google-Suche Stefan Zweigs kurze Texte “über Musiker und bildende Künstler” zu finden, wird leider enttäuscht. Der Grund:
Wenn Fehler sich einmal (wo? wie? warum?) eingeschlichen haben, werden sie unaufhaltsam reproduziert.
Nachtrag am 17. September: Die Mitarbeiter im Projekt Gutenberg haben meinen Korrekturvorschlag wohlwollend angenommen; also nicht wundern, wenn hinter dem Link jetzt alles richtig steht.
07 Montag Jul 2014
Schlagwörter
Deklination, Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere, homo heidelbergensis, Kasus, Mensch, n-Deklination, Paläon, Schöningen, Urmensch
Zuerst hat es den Bären erwischt, dann den Elefanten, später den Architekten und den Korrespondenten – und jetzt muß auch der Mensch als solcher dran glauben: Man schneidet ihm die Endung ab!
Substantive, die zur n-Deklination gehören (darunter die obigen Beispiele), bekommen in allen Kasusformen außer im Nominativ Singular [der Mensch, der Bär, der Architekt etc.] das Suffix -(e)n. Im Genitiv klappt das noch ganz gut. Ich meine zwar, in Kinderbüchern schon vom „Brummen des Bärs“ gelesen zu haben, aber das war sicher die Ausnahme, und bisher kommt niemand auf die Idee, „der Bauch des Architekts“ oder „des Menschs Wille ist sein Himmelreich“ zu sagen. Was aber im Genitiv richtig ist, gilt auch für den Dativ und den Akkusativ, und da wird die korrekte Endung in der gesprochenen wie in der geschriebenen Sprache mehr und mehr weggelassen.
Wer sich nicht sicher ist, ob das in Frage stehende Nomen zur n-Deklination gehört, kann ganz einfach den Test mit dem Genitiv machen. Wird dieser mit s gebildet (der Hut des Mannes / des Freundes), gehört es nicht dazu, wird er mit (e)n gebildet (der Hut des Fremden / des Studenten), dann ja, und dann ist diese Endung auch im Dativ und im Akkusativ erforderlich.
Merke: Man bindet niemandem einen Bär auf – man bindet immer einen Bären auf.