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Schlagwort-Archiv: Serviceplan

Wir alle

17 Freitag Jan 2014

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, Pronomen est omen, Verblendung, Werbung

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Schlagwörter

17. Januar, Adorno, Disney, Disney Channel, Fernsehen, Free TV, frei empfangbares Fernsehen, Kulturindustrie, Oevermann, Serviceplan, Vergemeinschaftung

Seit heute morgen ist der amerikanische Disney Channel in Deutschland frei empfangbar. So sieht die Plakatwerbung aus:

Disney

„Disney für alle“ wäre schlimm genug gewesen, aber dagegen hätte man sich wehren können. Gegen „Disney für uns alle“ kann man sich nicht wehren.

Wo ist der Unterschied?

Wenn ich „Disney für alle“ lese, kann ich mir sagen: „Nein, danke, mich interessiert das nicht“, so wie ich auch, wenn es Freibier für alle gibt, dankend ablehnen kann: „Ich trinke nur Wein.“ „für alle“ bedeutet „für all diejenigen, die daran interessiert sind“. Bei „wir alle“ und „für uns alle“ dagegen wird eine Gemeinschaft Gleichgesinnter gestiftet, aus der sich niemand ausschließen kann.

So hat der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, in einem Vorwort zur Sonderausgabe der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 2008 geschrieben: „Der sechzigste Jahrestag der Annahme der Erklärung ist für uns alle ein Grund, uns erneut zu der durch sie verkörperten Vision zu bekennen.“ In seiner Grundsatzrede „Vertrauen erneuern – Verbindlichkeit stärken“ vom 22. Februar 2013 hat Bundespräsident Joachim Gauck seine Vision eines friedlichen Europas skizziert und dabei gesagt: „Wir alle in Europa haben große politische und wirtschaftliche Vorteile von der Gemeinschaft.“ Und zur Bundestagswahl 2013 hat der DGB die Worte „Für uns alle“ zu seinem Motto gemacht: „Wir alle haben ein Recht auf gute Arbeit. Und verdienen einen sicheren Ruhestand. In einem sozialen Europa. Mit einem handlungsfähigen Staat. Doch die Regierung lässt uns allein. Gemeinsam können wir das ändern: Gute Arbeit, sichere Rente, soziales Europa, aktiver Staat. Für uns alle.“ Immer wird an die Gemeinschaft und an das Solidaritätsgefühl mit den in dieser Gemeinschaft Verbundenen appelliert. Nicht umsonst hat Angela Merkel im letzten Sommer Hohn und Spott geerntet, als sie sagte „Das Internet ist für uns alle Neuland“.

Leider ernten Disney und die verantwortliche Werbeagentur Serviceplan weder Hohn noch Spott, denn wem fällt es auf, daß es die Interessengemeinschaft, die hier beschworen wird, gar nicht gibt?

Wer ist es, der auf dem Plakat spricht oder zitiert wird? Wer fordert oder stellt fest „Disney für uns alle“? Der Sender selbst kann es nicht sein, auch die Werbeagentur kommt nicht in Frage. Auf der Photomontage sind die Wahrzeichen einiger deutscher Städte zu sehen, darunter der Berliner Fernsehturm und das Brandenburger Tor, der Kölner Dom und die Münchner Marienkirche. Das heißt: Die in Deutschland Wohnenden sprechen hier mit einer Zunge, vereint in dem Wunsch nach frei empfangbarem Disney-Kanal. Aber es ist die Werbung des Konzerns, gemacht von einer Werbeagentur. Beide scheinen sich mit den Fernsehzuschauern zu verbrüdern. Aber während das „wir“ oder „uns“ suggeriert, die Leute würden als Individuen innerhalb einer Gemeinschaft ernstgenommen, gibt es in Wirklichkeit nur den Konzern und die Agentur mit ihrem Profitwillen einerseits und auf der anderen Seite die Einzelpersonen, die zu Hause vor ihren Fernsehgeräten sitzen und weder untereinander noch mit dem Sender kommunizieren.

Käme man am Ende auf die Idee, den Disney-Konzern kulturindustrieller Machenschaften zu verdächtigen?

Als weiterführende Lektüre in Sachen Fernsehen, Kulturindustrie und Entmündigung empfehle ich Ulrich Oevermanns wunderbaren Aufsatz: „Zur Sache. Die Bedeutung von Adornos methodologischem Selbstverständnis für die Begründung einer materialen soziologischen Strukturanalyse“, in: Adorno-Konferenz 1983, hrsg. von Ludwig von Friedeburg und Jürgen Habermas, Frankfurt a. M. 1983, S. 234-289.

Wir sind Familie

24 Sonntag Feb 2013

Posted by dorotheawagner in alltäglicher Wahnsinn, Journalistensprache, Verblendung, Werbung

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

ARD, Biene Maja, Familie, Gebühr, GEZ, Gleichsetzungsnominativ, KiKA, Kopula, Maus, Rundfunkbeitrag, Sendung mit der Maus, Serviceplan, ZDF

Wieder so ein Werbespruch, bei dem man sich das Gehirn verrenkt auf der Suche nach einer Erklärung. Vielleicht hilft ein bisschen Grammatik.

„Wir sind Familie“ ist ein Kopulasatz, das ist ein Satz, in dem sich das Prädikat (das, was über das Subjekt ausgesagt wird) aus einer Kopula und einem Prädikatsnomen oder einem prädikativ verwendeten Adjektiv zusammensetzt. Das Prädikatsnomen in Kopulasätzen wird auch Gleichsetzungsnominativ genannt, weil damit i.d.R. die Zugehörigkeit zu einer Gruppe angegeben wird. Hier wiederum unterscheidet man zwischen der Variante ohne und mit unbestimmtem Artikel. Während es bei der Variante mit Artikel um die Zuordnung aufgrund bestimmter Eigenschaften geht, die jemand teilt (er ist ein Draufgänger / eine Naschkatze / ein Idiot), bezeichnet die Variante ohne Artikel die Zugehörigkeit zu einer sozial etablierten und anerkannten Gruppe, deren Mitgliedschaft konventionell geregelt ist qua Nationalität, Herkunft, Beruf, Funktion, Weltanschauung, Religion oder gesellschaftlichem Status (er ist Schwede / Zirkusdirektor / Katholik / Junggeselle). Anatol Stefanowitsch hat sich in einem interessanten Artikel zu Kennedys Satz „Ich bin ein Berliner“ ausführlich damit befasst.

Was bedeutet das übertragen auf die Familie? Wenn man vom traditionellen Familienbild ausgeht, dann ist klar, dass es sich um die Zugehörigkeit aufgrund gewisser Eigenschaften handelt – ein Elternpaar mit mindestens einem gemeinsamen Kind kann sagen „Wir sind eine Familie“. Daher wundert es nicht, wenn Patchwork-Familien, SOS-Kinderdörfer und homosexuelle Paare, die diese Eigenschaften nicht oder nur teilweise erfüllen, mit der artikellosen Variante an die Öffentlichkeit gehen. Damit wird die Mitgliedschaft zur Gruppe mit all ihren gesellschaftlichen Vorzügen und Rechten gewissermaßen eingefordert.

Nun lachen uns vom Plakat aber keine Patchwork-Familien und auch keine Schwulenpaare an, sondern die Maus und die Biene Maja.

Maus und  Biene Maja

Haben die Maus und die Biene Maja geheiratet und fordern jetzt die Anerkennung als Familie? Sollen wir sie als Mitglieder unserer jeweiligen Familien aufnehmen? Oder sind jetzt alle Fernsehzuschauer – vereint unter dem Schutzdach von ARD und ZDF – eine große Familie? Zahlen wir den Rundfunkbeitrag lieber, wenn die Öffentlich-Rechtlichen übergriffig werden und so tun, als lebten wir mit ihnen in einer partikularistischen Sozialbeziehung?

So billig

30 Mittwoch Jan 2013

Posted by dorotheawagner in hier hat die Konkurrenz lektoriert, nur für Erwachsene, Sprachmüll, Werbung

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

billig, Grammatik, Kreativität, Redcoon, Serviceplan, Sexismus, Werbeagentur, Werbung

Der Online-Elektronikhändler Redcoon, eine Tochter der Media-Saturn-Holding (die ihrerseits zur Metro-Gruppe gehört), fällt mit einer Werbekampagne auf, die unter dem Motto steht: „So viel billig gab’s noch nie“. Die Kampagne ist nicht nur in höchstem Maße sexistisch, der Spruch ist auch grammatisch falsch. „So viel Billiges gab’s noch nie“ oder „So billig war’s noch nie“ muss es heißen. Aber eine Werbeagentur, die beim Internationalen Werbefestival in Cannes als erfolgreichste deutsche Agentur mit 15 Löwen ausgezeichnet wurde und im weltweiten Kreativranking The Big Won im letzten Jahr vom 9. auf den 3. Platz aufgestiegen ist, schert sich sicher zuletzt um deutsche Grammatik.

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