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Schlagwort-Archiv: Sexismus

Astronauten haben keine Probleme

05 Dienstag Feb 2013

Posted by dorotheawagner in Blick über die Grenze(n), nur für Erwachsene, Sprachmüll, was bleibt, Werbung

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

Apollo, Astronauten, Axe, manipulativer Typus, regeln, Sexismus, Verkehr

Die Axe-Werbung für die neue Duft-Variante „Apollo“ zielt mal wieder unter die Gürtellinie:

Astronauten

Aber mal ehrlich – findet jemand diese Sprachspielchen noch witzig? Sind sie nicht abgedroschen wie Getreidehülsen vom letzten Sommer?

Allein eine Variante des baggernden Astronauten gibt zu denken:

Astronauten - Verkehr

Astronauten regeln das mit dem Verkehr? Die Botschaft hör ich wohl – allein sie ist schlecht verpackt.

„regeln das mit“ findet man in zwei Arten von Sätzen. Beim Typ 1 steht „das“ für ein Problem, das nicht eigens genannt, sondern lediglich unterstellt wird, und das „mit …“ beschreibt, mit wem (oder was) dieses Problem besteht. Beispiel: „Sie regeln das (Problem) mit der Polizei / mit dem Unterhalt / mit dem Visum“. Beim Typ 2 bezieht sich „das“ auf ein Problem, das im vorigen Satz konkret genannt wurde, während das „mit …“ beschreibt, wie (mit welchen Mitteln) dieses Problem gelöst wird. Beispiel: „Sie regeln das (den Streit, die Meinungsverschiedenheit, die Unterschriftsfrage) mit Fäusten / mit Geld / mit Worten / mit dir zusammen / mit einer Generalvollmacht“.

Was haben die Astronauten damit zu tun? Ist Verkehr das Problem oder die Lösung? Man will offensichtlich glauben machen, dass Astronauten restlos alles im Griff haben – sie regeln das Problem des Straßenverkehrs, wie sie das des Geschlechtsverkehrs lösen. Das Dumme daran ist, dass sprachlich beides zum Typ 1 gehört (bei Typ 2 fehlt der bestimmte Artikel). Heraus kommt ein Bild vom Astronauten, für den auch Sex ein Problem ist, das geregelt werden muss. Auf welche Frauen wirkt das anziehend?

NB: Die gesamte Astronauten-Werbung erinnert fatal an den von Adorno in den Studien zum autoritären Charakter so genannten „manipulativen Typus“, von dem es u. a. heißt: „Alles Technische, alle Dinge, die als ‚Werkzeug‘ benutzt werden können, sind mit Libido beladen. Die Hauptsache ist, daß ‚etwas getan‘ wird, Nebensache aber, was getan wird.“ Dann man tau!

So billig

30 Mittwoch Jan 2013

Posted by dorotheawagner in hier hat die Konkurrenz lektoriert, nur für Erwachsene, Sprachmüll, Werbung

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Schlagwörter

billig, Grammatik, Kreativität, Redcoon, Serviceplan, Sexismus, Werbeagentur, Werbung

Der Online-Elektronikhändler Redcoon, eine Tochter der Media-Saturn-Holding (die ihrerseits zur Metro-Gruppe gehört), fällt mit einer Werbekampagne auf, die unter dem Motto steht: „So viel billig gab’s noch nie“. Die Kampagne ist nicht nur in höchstem Maße sexistisch, der Spruch ist auch grammatisch falsch. „So viel Billiges gab’s noch nie“ oder „So billig war’s noch nie“ muss es heißen. Aber eine Werbeagentur, die beim Internationalen Werbefestival in Cannes als erfolgreichste deutsche Agentur mit 15 Löwen ausgezeichnet wurde und im weltweiten Kreativranking The Big Won im letzten Jahr vom 9. auf den 3. Platz aufgestiegen ist, schert sich sicher zuletzt um deutsche Grammatik.

„Den Prozess gegen Mitglieder der Band Muschi-Krawall habe ich mit Besorgnis verfolgt …“

16 Sonntag Sep 2012

Posted by dorotheawagner in Blick über die Grenze(n), Christentum, Katzen, nur für Erwachsene, Politik, transatlantisches Kauderwelsch, Werbung

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Angela Merkel, Feminismus, Fremdsprachen, Muschi-Krawall, Muttersprache, Pussy Riot, Scham, Sexismus

… hat Angela Merkel nicht gesagt. Der englische Name der russischen Band ist ihr aber problemlos über die Lippen gekommen. Ich frage mich oft, warum die Schamgrenze sich so verschiebt, wenn Namen, Wörter und Sätze in englischen Gewändern daherkommen.

Zum Teil liegt es sicher daran, dass man die Muttersprache ganz unmittelbar versteht und genau weiß, wovon man spricht oder was man hört. Auf deutsche Wörter reagiert man sofort und emotional, weil man sie im Leben gelernt hat und aus ihren jeweiligen Zusammenhängen kennt. Die meisten Leute können in ihrer Muttersprache sehr gut einschätzen, wann ein Wort angemessen ist und wann nicht. Fremdsprachliche Wörter dagegen lernt man als Vokabeln: Als Nicht-Muttersprachler hört man ihnen die Sprachebene nicht an; englische Schimpfwörter klingen folglich weit weniger grob und unverschämt in deutschen als in englischen oder amerikanischen Ohren.

Auf die Frage, wie der Name der Band im angelsächsischen Raum wahrgenommen wird, bin ich in einem Sprachforum auf unterschiedliche Antworten gestoßen. Die meisten Diskutanten waren sich aber darüber einig, dass das Wort “pussy” gemäßigt vulgär und von seiner Verwendung in den meisten Fällen abzuraten ist. Interessant war auch der Verweis auf einen Artikel im Guardian, in dem es um die amerikanische Berichterstattung über die Band und die damit verbundenen sprachlichen Verrenkungen ging. Demzufolge haben u. a. die New York Times, die Washington Post, die Los Angeles Times und die Nachrichtenagentur Reuters den Namen so selten wie möglich und nie in einer Überschrift genannt.

Noch etwas zum Namen und zum damit verbundenen Selbstbild: Wie kann sich eine Band, die sich den Feminismus auf die Fahnen schreibt, nur so nennen? Sie heißen ja nicht nur „Krawall“, sie machen Krawall, und wenn man fragt, wer den Krawall macht, dann bleiben die „Pussies“ übrig. Männer, die so von Frauen sprechen, sehen in Frauen zunächst und vor allem ein Sexualobjekt. Das ist übelstes sexistisches Macho-Gehabe. Wenn Frauen sich selbst so bezeichnen, kann das nicht plötzlich der gelungene Ausdruck einer feministischen Gesinnung sein – man protestiert nicht gegen eine Herabwürdigung, indem man sie sich zu eigen macht. Einem Namen hört man nicht an, wie er gemeint ist.

(NB: Ich beschränke mich in diesem Blog auf Gedanken zum Namen der Band und bitte diejenigen, die diese Gedanken kommentieren möchten, das auch zu tun. Interessante Artikel zur Band selbst, zu ihren Auftritten und zur Solidaritätswelle im Ausland finden sich – in chronologischer Reihenfolge – hier und hier und hier.)

„Mädels, macht’s euch selbst!“ Sixx will auf die Sex, pardon: 6

12 Donnerstag Jul 2012

Posted by dorotheawagner in nur für Erwachsene, Werbung

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Axe, Emanzipation, Fernsehen, Frauen, Hühner, Mädels, Sexismus, Sixx

Vor kurzem ist AXE mit einer sexistischen Werbekampagne negativ aufgefallen. Einer der Werbesprüche lautete: „Egal, was sie trinken will – besorg´s ihr”. Wie eine Antwort darauf klingt die neueste Werbung des Fernsehsenders Sixx: „Mädels, macht’s euch selbst!“

Werbeträger des Senders (Zielgruppe: 15- bis 49-jährige Frauen) ist ein gestyltes, blondes, pardon: weißes Huhn. Sixx-Geschäftsführerin Katja Hofem-Best: „Das Huhn steht nicht für die Frauen, das Huhn ist die Botschafterin des Senders“. Ach nee. Gezeigt wird “alles, was Frauen gerne sehen” – vorwiegend US-amerikanische Daily und Dokusoaps, Drama- und Comedyserien, Realityshows, Talkshows und Spielfilme. Im Mittelpunkt stehen Männer bzw. Frauen, die versuchen, sich als Sexualobjekt für Männer interessant zu machen. Nicht umsonst war bis vor kurzem das Lied „Satellite“ von Lena Meyer-Landrut Titelmelodie des Senders – die Frau als Satellit, die nichts anderes zu tun hat, als ihren Planeten (Mann) mit lackierten Fußnägeln und in hellblauer Unterwäsche schwärmerisch zu umkreisen, an nichts anderes denkt als an ihn und ohne ihn zugrunde geht („can’t be a minute without your love“). Wie in diesem kleinen Werbefilm.

Nun sind Hühner bekanntlich dumm, bestenfalls verrückt, und können nicht viel mehr als gackern und Eier legen. Mithilfe der neuen Kampagne sollen die dummen Hühner, pardon: die jungen Frauen lernen, ihren Lieblingssender Sixx auf die Nummer 6 der Fernbedienung zu programmieren.

Zumindest steht es so auf dem Plakat:sixx-machts-euch-selbst.jpg

Wer aber unter machts-euch-selbst.de eine Art Bedienungsanleitung erwartet, wird enttäuscht. Man sieht ein junges Mädchen mit krausen Locken und im orangefarbenen Top und die Aufforderung, den Ton einzuschalten. Danach sieht man einen fast leeren, grasgrünen Bildschirm mit einem kleinen Feld in der Mitte, auf dem „weiter“ steht. Wenn man dort klickt, erscheint dasselbe Bild noch einmal. Man klickt also noch einmal – wieder dasselbe Bild. Aber man hört ein leises Stöhnen. Und so geht es weiter: Man klickt ein paarmal „weiter“, dann steht dort „härter“, dann „schneller“, das Stöhnen wird immer lauter, dann noch ein paarmal „fester“ – bis zum Orgasmus, sozusagen. Am Schluss eine Stimme aus dem Off: „Mädels, macht’s euch selbst! Programmiert Sixx auf die 6!“ und die Antwort: „Sixx. Das will ich auch!“

Man sitzt vor dem Rechner, denkt an die berühmte Szene aus Harry & Sally („Ich will genau das, was sie hatte“) und fühlt sich irgendwie verarscht. Was, zum Teufel, soll das? Wer hat denn Lust, sich von einem Fernsehsender Ratschläge für sein Sexualleben geben zu lassen? Wer findet so etwas toll? Für wie bescheuert halten die Macherinnen und Macher von Sixx ihr weibliches Publikum?

Frauen zwischen 15 und 49 sind in einem Alter, in dem sie zur Schule gehen, lernen, studieren, eine Ausbildung machen, arbeiten, vielleicht Karriere machen, lieben, oft eine Familie gründen, Kinder gebären und großziehen. Die meisten Frauen zwischen 15 und 49 können mit dem diskriminierenden Frauenbild von Sixx, das Frauen auf die Rolle naiver, nur an Männern und an Sex interessierter Dummchen reduziert und damit die schlimmsten Klischees bedient, nichts anfangen.

Ganz abartig ist, dass das, was als Aufruf zu Unabhängigkeit und Freiheit daherzukommen scheint („Mädels, macht’s euch selbst!“), nichts anderes ist als ein Aufruf zum Verharren in Dummheit, Unmündigkeit und Unterwerfung. Als ob Masturbation ein Ausdruck selbstbestimmter Unabhängigkeit und der Umgang mit einer Fernbedienung ein Zeichen von Intelligenz wäre …

Emanzipation war gestern – heute ist Sixx! Hauptsache, die Quote stimmt.

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