Schlagwörter
Ausgrenzung, Diskriminierung, Jude, Migrant, schwarz, schwul, Türke, Wowereit
Konditionalsätze sind Nebensätze, die eine Bedingung (conditio) angeben, die erfüllt sein muss, damit die im Hauptsatz angegebene Folge eintritt. Sie antworten auf die Frage „wann?“ oder „unter welcher Bedingung?“ und werden meistens mit der Konjunktion „wenn“ („falls“, „sofern“) eingeleitet.
Hier ein paar schöne Beispiele:
Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse.
Wenn der weiße Flieder wieder blüht, sing ich dir mein schönstes Liebeslied.
Wenn das Volk kein Brot hat, soll es Kuchen essen.
Wenn ich ein Vöglein wär und auch zwei Flüglein hätt, flög ich zu dir.
Hier ein paar seltsame Beispiele:
Seltsam sind die Beispiele, weil das mit der Bedingung nicht hinhaut. Die abgebildeten Personen behaupten, (genau dann) Muslim, Jude, Migrant, schwarz oder schwul zu sein, wenn man etwas gegen Muslime, Juden, Migranten, Schwarze oder Schwule hat. Umgekehrt bedeutet das: Wenn man nichts gegen Muslime, Juden, Migranten, Schwarze oder Schwule hat, dann sind diese Personen nicht Muslim, Jude, Migrant, schwarz oder schwul. Das soll irritieren und zum Nachdenken über die Vorurteile gegen Minderheiten und über deren Diskriminierung anregen.
Was mir an dieser Werbung gefällt: Sie will zeigen, dass Diskriminierung meistens nicht sachlich begründet ist, sondern mit Vorurteilen verknüpft ist, die man gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen hegt und die von vornherein verhindern, dass man hinter den Vorurteilen den einzelnen Menschen sieht.
Was mir nicht gefällt: Die Personen solidarisieren sich nicht nur mit Minderheiten, sondern sie tun so, als gehörten sie diesen Minderheiten selbst an („Mein Name ist …, und ich zeige Gesicht“). Wenn Leute, die nicht ausgegrenzt und nicht diskriminiert werden, so etwas tun, dann ist das unwahrhaftig und parasitär.
Arie Kreyveldt sagte:
Diesen ganzen Unsinn hatten wir vor Jahren doch schon mal (ich werde alt!), als es hieß: „Jeder ist Ausländer. Fast überall.“ (achte auf den Entschiedenheit zur Schau stellenden Punkt in der Mitte!).
Das ging auch damals schon fatal an der Sache vorbei. Denn die Probleme, die mit dem verfehlten Spruch hätten angesprochen werden sollen, entstehen eben dort, wo die Bedingung erfüllt ist, dass die meisten keine Ausländer sind, die wenigen Ausländer aber schon, in der Heimat, und nicht zuletzt in der deutschen, dem „Home of the Heimat“ eben.
(Über die geheime Beziehung zwischen Multikulti-Gesellschaft und Massentourismus ist nur einmal, und zwar sehr kurz, gesprochen worden, nämlich als sich in einer Untersuchung herausstellte, dass grüne Wähler die meisten touristischen Fernflüge absolvieren und damit in dieser Hinsicht die schlimmsten Umweltsünder sind.)
Wieder einmal hat kein Werbefachmann und keine Werbefachfrau und wohl auch keine(r) der Abgebildeten sich die Frage gestellt, wie das für die Angehörigen der angesprochenen Minderheiten ist, wenn ihre Identität, die für sie selbst unverwechselbar ist, mal eben von einem deutschen Gutmenschen, ohne vorweg um Erlaubnis zu fragen, „geliehen“ wird. Wir sind hier in Deutschland, ganz klar.
Arie Kreyveldt sagte:
Ich bin es nochmal. Das hier sind richtige „Ready mades“, die ganze Aktion ist pro domo, hat nur Signalwirkung für die Gesinnungs-Incrowd selbst, die sich mit ihr zur Schau stellt. Also werden die Gruppen, die angeblich geschützt oder gestärkt werden sollen von dieser Aktion, in Wahrheit für sie missbraucht. So traurig wie langweilig wie wahr. Das Leben ist öde.
Arie Kreyveldt sagte:
… und nochmal. Nur Deutsche merken nicht, wie – nach wie vor – unsittlich es ist, wenn sich ein Deutscher mal eben zeitweilig, und sei es aus „guten Gründen“, eine jüdische Identität zulegt. Warum das unsittlich ist? Weil es das Verfügen über Judentum reaktualisiert. Dafür bleibt es in Deutschland noch jahrzehntelang „zu früh“.